Pflanzen im Büro sind gesundheitsfördernd, steigern unser Wohlbefinden und führen zu höherer Produktivität. So ergab eine Studie der Nasa schon vor Jahren zum Schluss, dass bestimmte Pflanzen uns gesünder, resilienter und glücklicher machen – und begann seine Weltraumstationen gezielt zu begrünen. Wir sollten es ihr nachmachen. Je grüner unser Arbeitsplatz, desto besser für uns.
Mit Studien ist es so eine Sache. Es kann nützlich sein, zu gucken, wer sie in Auftrag gegeben hat.
Vor ein paar Jahren ergab eine Untersuchung aus der Schweiz, dass Menschen, die maßgenähte Schuhe tragen erheblich „ausgeglichener“ seien als jene, die ihre Fußbekleidung im Geschäft um die Ecke kaufen. Die Welt, so dass Fazit der im Auftrag des Verbandes „Fuss & Schuh“ durchgeführten Erhebung, sei mit handvermessenem und rahmengenähtem Schuhwerk „friedlicher“ und „freundlicher“ als mit geklebtem von der Stange.
Anders ausgedrückt: Sollte demnächst festgestellt werden, dass die Produktivität eines 34-jährigen Büroangestellten bei täglichem Verzehr eines T-Bone-Steaks und eines Klumpens Hack um, sagen wir mal, 26 Prozent höher liegt, als bei dessen Zwillingsbruder im Nachbarflur, der nur Kohl, Karotten und Kohlrabi verzehrt. Dann dürfte die Wahrscheinlichkeit, dass diese Zahlen vom Verband der Fleischwirtschaft und nicht von ProVeg Deutschland stammen, bei deutlich über 26 Prozent liegen.
Deutlich gesteigerte Raumfeuchtigkeit
Wenn also die „Society of American Florists“ berichtet, dass die Gesellschaft von Blumen und Pflanzen Stimmung und Gedächtnis verbessern und Menschen empathischer, angstfreier und optimistischer mache, muss einen dies zunächst nicht übermäßig beeindrucken.
Allerdings: mehrere weitere unabhängige Studien bestätigen und präzisieren die von ihr gesammelten Erkenntnisse.
Es gibt tatsächlich handfeste Gründe dafür, unsere Arbeitsumgebung gezielt zu begrünen. Die richtigen Pflanzen werten unseren Arbeitsplatz nicht nur optisch auf, sondern können auch unsere Gesundheit fördern. Etwa indem sie dem sogenannten Sick-Building-Syndrom entgegenwirken. Einem Bündel von Symptomen, die auftreten, wenn man zu viel Zeit in einem Gebäude mit zu trockener Luft verbringt. Laut Arbeitnehmerschutzgesetz ist eine Raumfeuchtigkeit von mindestens 40 Prozent vorgeschrieben, ideal sind bis zu 60 Prozent. Doch diese Zahlen erreichen die wenigsten Office-Umgebungen. Die meisten von uns müssen sich mit Werten von 18 bis 25 Prozent herumschlagen. Was im Sommer noch erträglich ist, wächst sich spätestens in der Heizperiode zu einer echten Belastung aus.
Pflanzen dagegen können die Raumfeuchtigkeit um bis zu 25 Prozent anheben, wodurch wir uns merklich wohler fühlen uns besser konzentrieren können und nicht so schnell müde werden.
Gleichzeitig reduzieren Pflanzen die CO2-Konzentration in geschlossenen Räumen und filtern via Photosynthese zahlreiche schädliche Stoffe aus der Luft.
Entspannter und produktiver
Auch die Raumakustik kann von Pflanzen profitieren. Je grüner der Arbeitsplatz ist, desto niedriger die Nachhallzeit, was nicht nur in Besprechungsräumen, sondern auch im Open Space ein großes Plus sein kann.
Dass Pflanzen stressreduzierend wirken, wies die Surrey University in England nach: Zwei Testgruppen wurden eine Reihe komplizierter Aufgaben vorgelegt. Eine in einem pflanzenlosen Büro, die andere umgeben von Pflanzen. Das Ergebnis war eindeutig. Nicht nur Puls, Blutdruck und Hautwiderstand der zweiten Gruppe waren signifikant niedriger als bei den Probanden, die ihre Aufgaben ohne Pflanzen lösen mussten – auch ihre Testergebnisse waren deutlich besser. Auch die Washington State University ermittelte, dass Pflanzen uns um zehn Prozent aufmerksamer machen und unsere Produktivität um den gleichen Wert steigern.
Grünlilie, Efeutute, Zitronenmelisse
Welche Pflanzen eignen sich besonders gut in Office-Umgebungen? In Großraumbüros oder Büros mit wenig Tageslicht können Grünlilien ein idealer Begleiter sein. Der minimale Pflegeaufwand der etwa in hohen Regalen oder hängenden Körben gedeihenden Pflanzen macht sie so populär, dass sich für sie mancherorts schon der Name Beamtengras eingebürgert hat.
Der von vielen als angenehm erfrischend empfundene Duft der Zitronenmelisse kann ein echter Stimmungsaufheller sein. Aromatherapie am Schreibtisch.
Das unverwüstliche, üppig wuchernde Philodendron absorbiert besonders erfolgreich die berüchtigten Kohlenstoffe und flüchtige organische Verbindungen, die bei vielen Menschen zu Kopfschmerzen, Müdigkeit oder auch einer Reizung der Atemwege führen.
Etwas pflegeintensiver, dafür optisch für viele besonders anregend ist dagegen die Friedenslilie. Kaum eine Büropflanze verbessert die Luftqualität so sehr wie das weiß-grüne Aronstabgewächs. Als Gegenleistung erwartet es von seinem Halter, immer ausreichend gewässert zu werden, einen großzügigen Topf und einen alle paar Tage aufgelockerten Boden.
Ebenfalls zu den Aronstabgewächsen gehört die Efeutute. Wohl keine Pflanze absorbiert die erwähnten flüchtigen organischen Verbindungen erfolgreicher als sie. Gemäß der Nasa-Studie um 73 Prozent. Im Unterschied zur Friedenslilie ist sie deutlich anspruchsloser und damit der ideale Begleiter für die Office-Kraft ohne grünen Daumen.
Die richtigen Pflanzen im Office können uns also wirklich ein Stück gesünder, zufriedener und produktiver machen.
Titelfoto: Google Dublin (Design: evolutiondesign, Foto: Peter Würmli)
Autor: Jonas Demel
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