Korus, La Murette

Steckbrief

Ort:
La Murette, Frankreich
Kunde:
Korus
Branche:
Startup
Fertigstellungsjahr:
2018
Größe:
1.410 m²
Besonderheiten:
Biophilic Design
Resimercial Design

Beispielloses Panorama in Dauphiné

Korus, ein Familienunternehmen aus der Region Dauphiné, das sich um seine Mitarbeiter kümmert, hat sich der Transformation seines Arbeitsbereichs in einen Ort des gemeinsamen Lebens und Austauschs verschrieben und dazu seine Effektivität hinsichtlich des gemeinsamen Arbeitens überdacht. 

Im Februar 2017 entwickelten die Architekten von Lautrefabrique auf der Grundlage einer Reihe von Vorgaben, die in Workshops von Korus gemeinsam entwickelt wurden und die die Parameter des Projekts, dessen stilistische und konzeptionelle Ausrichtung sowie die gegenseitige Wechselwirkung der verschiedenen Räume zueinander definierten, die Ideen der Mitarbeiter unter Überwindung der vielen technischen Einschränkungen des Gebäudes.

Das zuvor auf ein zweistöckiges Gebäude verteilte Unternehmen Korus möchte nun sein ehemaliges Lagerhaus weiterentwickeln, um seine Mitarbeiter in neue, ihrer Entwicklung und Kreativität förderliche Räume unterzubringen und gleichzeitig sein Hauptbüro zum Aushängeschild seiner Expertise zu machen: die Entwicklung von Gewerbeflächen. 

Das Projekt musste in erster Linie die folgenden vier Hauptkriterien erfüllen: 

• die Gestaltung innovativer, flexibler, anpassbarer, offener und gemeinsamer Arbeitsbereiche, 

• die Weiterentwicklung der Unternehmenskultur von Korus durch die Anregung der eigenen Kreativität, durch die Festigung des Zugehörigkeitsgefühls der Mitarbeiter, durch die Förderung des Team-Zusammenhalts und des eigenen Wohlbefindens, 

• die Erzeugung einer gemeinsamen und beispielhaften Dynamik, eines Erlebnisses der Marke Korus für die Besucher, Kunden und Partner, indem dieser Ort zu einem „lebenden“ Showroom der Expertise der Gruppe wird, 

• die Aufwertung des baulichen Erbes unter Berücksichtigung der Wiederverwertbarkeit, Energieeinsparung und des Nutzungswertes bereits während der Planungsphase. 

 

DAS WOHLBEFINDEN UND DIE LEBENSQUALITÄT AM ARBEITSPLATZ ALS ZENTRALES MERKMAL DES PROJEKTS

Dank der Vorarbeit der Freiwilligen von Korus hat Lautrefabrique von einem bislang einzigartigen Programmierwerkzeug profitiert, was die Notwendigkeit der Vorgespräche, ohne die ein Projekt nicht wirklich realisiert werden kann, erheblich reduziert hat. Nachdem die ersten Moodboards zur Farbgestaltung und zum Mobiliar klar festgelegt waren, bemühten sich die Architekten die Werte des von Korus beanspruchten Geländes zu offenbaren und in Szene zu setzen. Die Natur und Authentizität sind in einem Projekt, dass sich der Traditionen der Region Dauphiné bewusst ist, fest verankert; sei es durch das formale Register, das die Dachluken der landwirtschaftlichen Trocknungsanlagen der Region miteinbezieht oder durch die Farbgebung, die sich an den Lehmbauwerken im Tal oder den umliegenden Wäldern orientiert. Indem sie zeigen, dass die Wiederverwendung und Renovierung bestehender Gebäude, die Verwertung einiger ihrer Elemente, eine überzeugende Alternative zum Abriss und Wiederaufbau ist, wollen die Architekten Teil eines positiven Kreislaufs ökologischer Verantwortung sein. 

Das „Spielzeug“ einer großen Gemeinschaft, die Fantasie des Korus-Projekts hat endlich Gestalt angenommen. Die „Geburtshelfer“ von Lautrefabrique haben daran gearbeitet, die Fülle der Wünsche aus dem kollaborativen Designprozess zu erfüllen und zusammenzuführen. Die Erstellung eines detaillierten digitalen Modells, das vom alle zwei Monate stattfindenden Lenkungsausschuss validiert wurde, hat die Vorschläge der Architekten so weit bereichert, dass sie zu einer BIMX-Datei wurden, die es jedem ermöglicht, von einem Tablet oder PC aus virtuell durch seinen zukünftigen Arbeitsbereich zu wandern. 

DAS LAGERHAUS 

Im Juli 2017 ist das Lagerhaus vollständig entkernt und die recycelbaren Elemente wie z. B. die Verkleidungen werden eingelagert, so dass nur noch der Rahmen und das Dach übrig bleiben. Durch die Schaffung eines Zwischengeschosses in Form eines klassischen Metallgerüsts mit einem Verbundboden wird der Rahmen verstärkt, um den Anforderungen der neuesten Vorschriften und dem zusätzlichen Gewicht, das durch die Installation der mit einer Membran versehenen Isolierung hinzu kam, gerecht zu werden. 

Die Seitenfassaden werden durch Holzrahmenwände ersetzt, die mit vorbewitterten Douglasienholz-Verkleidungen mit willkürlich angeordneten vertikalen Wellen versehen sind. Die Erker, die die Fenster des Erdgeschosses und des Zwischengeschosses voneinander abgrenzen, heben diese Fassaden hervor. Die Fassade auf der Südseite besteht aus einer von oben nach unten verlaufenden Vorhangfassade, die durch die motorisierten Brise Soleils vor der Sonneneinstrahlung geschützt wird, während auf der Nordseite die Lüftungsanlagen untergebracht sind, welche hinter Schiebetüren mit einem verzinktem Gitter im unteren Bereich und Holzjalousien im oberen Bereich verborgen bleiben.

Lautrefabrique bedient sich der Metapher des Baumes, um den Flexibilitätsanforderungen des Programms gerecht zu werden, und hat entlang der Achse des Schuppens, unter dem First, die wichtigsten Anlagen wie z.B. die Sanitäranlagen, Versorgungs- und Lüftungsschächte installiert. Sie sind der Stamm, dessen flexiblere Zweige die Arbeitsbereiche, die losen und abnehmbaren Blätter, welche ohne weiteres verlagert oder ausgetauscht werden können, verbinden. 

Aufgrund der niedrigen Traufe der Scheune kann die im Zwischengeschoss geschaffene Bodenfläche nicht bis zu den Seitenwänden genutzt werden. Die Boxen, welche sämtliche Ausstattung hinsichtlich der Versorgung für das Erdgeschoss umfassen und bereitstellen, positionieren die Arbeitsbereiche weit genug von der Vorderseite des Gebäudes entfernt und sind gleichzeitig vielseitig einsetzbar. 

In der Mitte des Lagerhauses dient eine Amphitheater-Treppe - bestehend aus mit Baubuche gefertigten, senkrechten Schichtholzplatten, ebenso wie die Nottreppe - als Forum, das sowohl für informelle Besprechungen als auch für Präsentationen vor Gruppen geeignet ist. Der an einem Gestell hängende Großbildschirm wird dann heruntergelassen und der vor der Tribüne befindliche „Schubkarren“-Tisch verschoben. An beiden Seiten des Amphitheaters ermöglichen große Ablagen, die oben am Geländer befestigt sind, eine Erhöhung der Zuschauerzahl. 

Das Amphitheater ermöglicht einen spektakulären Blick über das Tal und gleichzeitig kann ein Einblick auf den doppelt so hoch gelegenen Arbeitsbereich genommen werden, von dem aus sich in partizipativen Workshops die unterschiedlichsten Fantasien entwickeln können.

Ein Wald aus waldfarbenen Kegeln, die über den Schreibtischen hängend angebracht sind, reduzieren die Nachhallzeiten und vermindern den wahrgenommenen Geräuschpegel sowohl im Raum als auch in den umliegenden offenen Bereichen. 

Die Untersuchungen zur Akustik, die von DB Silence übernommen wurden, führten zur Installation großer Mengen von schallabsorbierenden Materialien, um die „Härte“ der absichtlich unvollendeten und sichtbaren Materialien sowie das Fehlen einer üblichen Zwischendecke, auszugleichen. Der Teppich, der zu den effizientesten auf dem Markt gehört, die Paneele aus Akustikgewebe, die zum Teil hinter Baubuche-Latten für kleine Besprechungsräume versteckt sind, und die manchmal als Pinnwand auf der Rückseite der Faltwände genutzt werden, erfüllen den erhofften akustischen Komfort. 

Lautrefabrique entwickelt „Sets“ aus Arrangements, die es jedem Mitarbeiter-Team ermöglichen, die Art und Beschaffenheit der Möbelwände zur Aufbewahrung, die Farben des akustischen „Himmels“ oder den Arbeitsplan ihres Büros auszuwählen. Die allgemeine Atmosphäre des Lagers überträgt den Stil des „ländlichen Schicks" der von den Mitarbeitern ausgewählten Bilder.

Einige vorher verwendete Materialien wurden zurückgewonnen: So zum Beispiel die Stahlheizrohre als elektrische Leitungen, andere veredelt, wie beispielsweise die OSB-Platten der Holzfassaden, die in einem hellwarmen Grauton gehalten sind. Die Lüftungselemente, die Kabelrinnen, die Unterseite der Schalung sowie die freiliegenden Metallbinder tragen zum gewünschten industriellen Erscheinungsbild bei. 

Drei große Besprechungsräume, die sich gegenüber dem Blindgiebel des bestehenden Gebäudes befinden, bieten Platz für 16 Personen in der Scheune, 10 im Heuboden und 8 im Trockenraum. Die Brutstätte ist eine komfortable Lounge mit einem Sofa und Sesseln für informelle Besprechungen zwischen den Führungskräften.

Die Rückzugsräume am Ende des Amphitheaters sind Akustikkabinen für 2 bis 4 Personen. Vier achteckige Silos, die mit den Verkleidungsplatten des ursprünglichen Lagers versehen sind, dienen als ein Ort für vertrauliche Gespräche für ein bis drei Personen. Sie sind auf beiden Ebenen des Schuppens verteilt.

Die Anti-Moulin ist ein Gemeinschaftsraum zum konzentrierten Arbeiten, in dem Telefone nicht erlaubt sind und Stille herrscht. Mit der Schaffung dieses ruhigeren Bereichs als Ort des Rückzugs behält der offene Bereich seine Funktion als Ort des Austauschs und der Begegnung. Zwei von Lautrefabrique eigens für dieses Projekt entworfene Bänke, die sich gegenüberstehen, und deren hohe Lehnen sich zu kleinen halboffenen Nischen zusammenfügen, sind für vertrauliche Gesprächsrunden vorgesehen.

Die massiven Eichenleisten, die an einen Metallrahmen „festgeknöpft“ sind, verbergen einen absorbierenden akustischen Komplex. Eine dieser Kabinen befindet sich in der Nähe der Besprechungsräume des Zwischengeschosses, die andere im Bienenstock. 

DER BIENENSTOCK 

Januar 2018, das Lagerhaus wird übergeben, die Bauherren übernehmen die Büros im bestehenden Gebäude, die Trennwände und Zwischendecken werden entfernt, und die Entwicklung der Erholungs- und Essbereiche beginnt. Wie diese Räume genau funktionieren sollen, wurde von einer engagierten Gruppe von Freiwilligen eingehend untersucht. Der Bienenstock ist der „Dorfplatz“, ein multifunktionaler und vielseitig einsetzbarer Bereich, der rund vierzig Personen für alle Arten von Aktivitäten zu jeder Tageszeit Platz bietet: den Empfang von Besuchern, formelle oder informelle Besprechungen, Veranstaltungen während der Mittagspause, Entspannung oder Arbeitssitzungen. 

Der Zutritt zum Hauptsitz von Korus und seinem Regionalbüro im ersten Stock führt über den zentralen Pavillon. Hat der Besucher den Eingangsbereich betreten, wird er von einem atemberaubenden Panoramablick mit Blick auf ein malerisches und unberührtes Tal überwältigt, das von Osten nach Westen von den Bergen Chartreuse und Vercors begrenzt ist und in dessen Mitte sich Grenoble und die Belledone-Kette befindet. 

Eine sehr lange Theke mit geschwungenen Enden, einer Zinnauflage und einem mit den Verkleidungsblechen des Lagers ausgelegten Boden symbolisiert den bahnbrechenden Charakter dieses Projekts.Die Art und Weise, wie Besucher in dem neuen Hauptsitz von Korus empfangen werden, wurde komplett neu gestaltet. Die überwiegende Mehrheit der Besucher wird nun im Bienenstock unter Umgehung des Lagers empfangen, was das Sicherheitsprotokoll vereinfacht und die Interaktion zwischen den Besuchern und Korus-Mitarbeitern fördert. Als Bindeglied zwischen den zwei Empfangsbereichen umfasst die Bar alle Funktionen, die für ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten erforderlich sind. Hinter ihr verbirgt sich der Empfangs- und Concierge-Bereich, dessen entsprechende Stauräume sowie eine kleine Küche mit mehreren Kühlschränken und zusätzlichen Schränken, die anhand eines Arbeitsplans zusammen mit einem Spülbecken installiert wurden. 

Der Bienenstock verfügt über spezielle Nischen, der Workshop-Bereich, der zur Entfaltung von Ideen und der Ausübung von handwerklichen Tätigkeiten, sowie zur Förderung von Kreativität und Innovativität dient und ebenso für die Bereitstellung und Präsentation von Materialien, Büchern usw. bestimmt ist. 

Die geselligen Bereiche des Bienenstocks erstrecken sich im Freien über eine Reihe von Terrassen, eine kleine im Norden, die im Sommer sehr geschätzt wird, eine größere im Süden, mit zum Tal hin ausgerichteten Betonwegen, sowie einer schattenspendenden Überdachung, die die Quintessenz dieser erstaunlichen Verbindung mit der großartigen Landschaft zum Ausdruck bringt, was auf die außergewöhnliche Lage der Anlage zurückzuführen ist.

Während dieser Ort über den ganzen Tag hinweg zum informellen Austausch genutzt werden kann, dient der Bienenstock in der Mittagspause als Essbereich für die Mitarbeiter. Hier stehen ihnen Kühlschränke und Mikrowellenherde zur Verfügung, die sich hinter Rollläden mit Holzlamellen verbergen, welche tagsüber geschlossen bleiben. Die Küche befindet sich hinter einem Citroën Tub-Modell. In Anlehnung an das bei Start-ups so beliebte „Truck-Food“ als auch den vielseitig einsetzbaren Kleintransporter selbst, der bis Ende der 70er Jahre überall in der Gegend zu finden war, weckte der Tub die Begeisterung einer kleinen Gruppe begeisterter Mitarbeiter, die sich eigens darum bemüht haben, ihn zu finden, zu zerlegen und wieder zusammenzubauen. Die Recycling-Behälter befinden sich entlang der Fassade, direkt gegenüber der Küche. 

EIN ZU 100% KOLLABORATIVES DESIGN 

Aus der Überzeugung heraus, dass ein Planungskonzept nur dann erfolgreich sein kann, wenn es der eigenen Unternehmenskultur entspricht und es dabei die Bedürfnisse aller Mitarbeiter berücksichtigt, hat Korus beschlossen, alle seine freiwilligen Mitarbeiter zu ermutigen, sich ihre zukünftigen Räumlichkeiten vorzustellen und diese so mitzugestalten, wie es das Unternehmen selbst seinen Kunden bei derartigen Projekten stets empfiehlt. 

So meldeten sich fast 40% der Mitarbeiter des Hauptsitzes für mehr als 6 Monate freiwillig, um an den Designspezifikationen mitzuwirken. 

Es wurden 6 Arbeitsgruppen zu den folgenden Themen gebildet: 

• Digitales & Kommunikation, 

• Restaurierung, 

• Workshop und Materialbibliothek, 

• Besucher-Routen, 

• Ambiente und Stil, 

• 5 R (Reduce, Reuse, Recycle, Reuse and Repair; Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln, Wiederverwerten und Reparieren). 

RÄUME, DIE NACH DEM TÄTIGKEITSBEZOGENEN ARBEITSKONZEPT ENTWORFEN WURDEN 

Das Sanierungskonzept des Unternehmens hat sich damit seine natürliche Umgebung zunutze gemacht (der Hauptsitz der Korus-Gruppe befindet sich oberhalb des kleinen Dorfes La Murette im Département Isère an der Südflanke des Berges Bavonne), ohne dass künstliche Eingriffe erforderlich sind, zu einer Zeit, in der die Verbindung zur Natur bei der Konzeption von tertiären Räumen einen großen Stellenwert hat. 

Die Verbindung zur Natur und das Eintauchen in dieser waren die Schlüsselwörter bei diesem Projekt. 

Der Wunsch von Korus war es, eine angenehme, gesunde, einfache und gastfreundliche Arbeits- und Lebensumgebung zu schaffen, genau wie man sie auf dem Land findet. 

Im Innern ist das Lagerhaus in mehrere Räume unterteilt, die vom Konzept des „tätigkeitsbezogenen Arbeitens“ inspiriert sind, das darauf abzielt, eine Arbeitsumgebung zu schaffen, die nicht mehr nur auf den Arbeitsplatz, sondern auch auf die auszuführenden Tätigkeiten ausgerichtet ist: für jede Tätigkeit der geeignete Ort. 

Die Mehrheit der Mitarbeiter hatte jedoch den Wunsch, einen zugewiesenen Platz im Gegensatz zum Konzept des „Hot Desking“ zu behalten, wobei die Mobilität und der Austausch mit dem Verschwinden der voneinander abgetrennten und geschlossenen Büroräume sowie dem Einbezug von Räumen für bestimmte Zwecke (Telefongespräche, Besprechungen, konzentriertes Arbeiten, informelle Gespräche, Entspannungsmöglichkeiten) zusätzlich zu den offenen Räumen gefördert und begünstigt wurden. 

Diese Orte wurden als echte, nützliche Werkzeuge, die zu jeder Phase eines Projekts zur Verfügung stehen, konzipiert, die einerseits zum Reflektieren und Konzentrieren, und andererseits zum gegenseitigen Austausch, sowie zur Inspiration und Kreativität anregen.