Flexible Arbeitswelt zwischen Urbanität und Landscape
Für ein renommiertes, international agierendes Unternehmen wurde 2013 / 2014 eine Bürofläche im BIKINI BERLIN ausgebaut. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble, 1955 - 57 als Teil des „Zentrums am Zoo“erbaut, wurde von 2010 bis 2013 aufbauend auf dem Masterplan des belgischen Architekturbüros SAQ von den Architekten Hild und K als neue Concept Mall grundlegend revitalisiert.
Die über drei Geschosse verlaufenden Büroräume für die rund 300 Mitarbeiter des Beratungsdienstleisters bieten straßenseitig einen Ausblick auf die Gedächtniskirche und das quirlige Einkaufsquartier der ‚City West’. Die Rückseite bietet eine spektakuläre Panoramaaussicht in den Tiergarten, die frei zugängliche Dachterrasse des BIKINI und die Tiergehege des Zoos.
Der offizielle Eingang des Unternehmens befindet sich im obersten 6. Geschoss. Die Penthouse-Etage fasst neben dem Empfang mit Wartelounge die öffentlichen-repräsentativen Bereiche mit dem großen und kleinen Konferenzraum sowie dem Videokonferenzraum. Über eine Glastür erhält man kontrolliert Zutritt zu den office-internen Räumen. Neben der Cafeteria mit der Dachterrasse findet sich hier eine flexibel nutzbare Arbeitszone mit einer multifunktionalen Tischlandschaft aus Steh- und Sitzplätzen, die auch für Empfänge genutzt werden kann. Sie umspielt die interne Treppe, die zu den Bürogeschossen der 5. und 4. Etage führt.
Ausgehend vom Unternehmensalltag mit vorwiegend flexiblen Office-Tagen entstanden neben festen Arbeitsplätzen vor allem Bereiche mit hoher Arbeitsplatzvarianz. Neben eher klassisch funktionalen Einzelbüros und repräsentativen Doppel- und Partnerbüros finden sich vor allem an den Flurenden der Bürogeschosse großzügig gestaltete Open-space-Bereiche mit eingestellten gläsernen Teamräumen. Neben abwechselnden 6-er-und 4-er Benches wurden in beiden Etagen Telephone-Booths für private Gespräche, gläserne Workbooths mit Einzelarbeitsplätzen sowie lange, zum Zoo ausgerichtete Fassadentische konzipiert, die dem temporären Nutzungsbedarf der Mitarbeiter gerecht werden. In den Mittelzonen weitet sich der Korridor auf und bietet ebenso Raum für offene Arbeitsflächen oder Loungebereiche.
Den nutzungsspezifischen und gestalterischen Anforderungen wird das für die Flurwände eingesetzte System 2300 von Strähle Raum-Systeme in besonderer Weise gerecht. Dabei wechselt sich flächenbündige Verglasung mit Vollwandelementen aus Kirschholz ab und erzeugt in Verbindung mit großzügigen Rastermaßen eine homogene, edle Optik. Mit Schalldämmwerten bis Rwp 49 dB erfüllt das Wandsystem außerdem sehr hohe Ansprüche an den Schallschutz. Der Anteil der Vollwandelemente korrespondiert mit der Raumnutzung und dem daraus abgeleiteten Anspruch an Diskretion.
Konzeptioneller Entwurfsgedanke war, das typische Office-Design der späten 50-er Jahre zu zitieren ohne es zu reproduzieren. So scheinen sich die flurseitig ausgerichteten Bürowände mit ihrer Oberfläche aus Kirschholz bewusst als Wandscheibe abzusetzen. Die quadratischen Einbauleuchten sind von der charakteristischen, regelmäßigen Rasteranordnung jener Zeit gelöst und bespielen frei die Decke.
Ein überdimensionierter Tisch übernimmt die Funktion des klassischen Tresens und verdeutlicht so die Idee der für jene Zeit typischen offenen Empfangsgestaltung. In Kombination mit Originalmöbeln in den Loungezonen und zeitgetreuen Tapetenmustern erinnern somit zahlreiche Details an die Dekade der Designklassiker.
Konterkarierend dazu fasst ein klares schwarz-/weiß-Konzept der Wände, Decken und der maßgeschneiderten Einbaumöbel die gesamte Fläche und bildet ein modernes Gegengewicht. Zwei unterschiedliche grafische Konzepte nehmen gegebene Deckenhöhen und Versprünge auf und markieren durch scharf geschnittene Farbkanten räumliche Grenzen.
Wie ein Rückgrat durchzieht im 4. Geschoss das strenge Schwarz die Wandfläche bis in die Flurenden hinein und verdeutlicht grafisch die Ausrichtung in urbane Vorder- und landschaftliche Rückseite. Im darüber liegenden Geschoss hingegen münden die Flurpassagen mit der dunkel betonten Decke markant in den hellen, flexiblen Arbeitsbereichen am Ende des Korridors.
Dieser strenge Kontrast wird dezent unterbrochen durch Farbakzente in baulichen Nischen und Möbeln sowie Polsterungen der Einbauten. So leuchten die akustikwirksamen Telephone-Booths und die Copybox, vereinzelte Fensternischen in den Büroräumen, die schmalen Teeküchen sowie Garderoben entlang der Korridore in mattem Blau oder kräftigem Orange und schaffen in Anlehnung an die Farbfelder der Fassade eine bewusste Verbindung von Innen und Außen. Ergänzt durch kühles Lime und vereinzeltes Hellgrau löst sich das Farbkonzept wiederum von den historischen Vorgaben und interpretiert diese neu.
Umgeben von der Zoo-Oase einerseits und den Wahrzeichen West-Berlins andererseits markiert das BIKINI-Haus die Schnittstelle zwischen Landschaft und Stadt und erlaubt der Bürogestaltung eine moderne Interpretation des Themas an einem geschichtsträchtigen Ort.