New Work
Future Workplace Trends 2022/2023

Veränderte Menschen in alten Strukturen

Die Trends in diesem Jahr sind sicherlich ganz besondere Trends. Nach der Corona Pandemie - und in gewisser Weise auch noch mitten drin - kommen viele Menschen ins Office zurück. Aber wie können veränderte Menschen in die alten Strukturen zurückkehren? Dies geht an vielen Stellen schief und darum sind die aktuellen Strömungen ganz besonders wichtig. Sie werden dafür sorgen, dass sich unsere Arbeitswelt noch einmal ein wunderbares Stück weiter nach vorne entwickeln wird.

Hybrid macht es sich gemütlich
Nach der Pandemie werden wir zum großen Teil im hybriden Arbeitsmodus bleiben. 2-3 Tage wünscht sich fast jeder Mitarbeiter im Büroumfeld zu arbeiten. Zumindest diejenigen, die zu Hause oder irgendwo anders flexibel arbeiten können. Das schon so oft totgesagte Büro wird somit bleiben.

Allerdings verändern sich die Vorzeichen ein wenig. Im Büro steht immer mehr die Menschlichkeit im Mittelpunkt, denn hier geht es in der Zukunft noch mehr um Menschen und das Zusammentreffen mit den Kollegen. Damit gelangt auch der Purpose zu wirklicher Wichtigkeit. Das heißt, dass das Sinnenhafte der eigenen Arbeit weiter in den Vordergrund wandert.

Es entstehen an vielen Stellen neue Energielevel. Das Wohlfühlgefühl, welches sich die meisten der deutschen Büroarbeitenden wünschen, tritt weiter in den Vordergrund. Schließlich sollte es im Office mindestens genauso schön sein, wie zu Hause. Onboarding und Talentkultur werden durch all diese Entwicklungen endlich wieder gestärkt. Hybrid wird von „verordnet“ zur Option.

Mehr Chefsessel, bitte!
Immer mehr Menschen wollen und dürfen heute schon selbstbestimmt arbeiten. Mitarbeitende hinterfragen, spätestens seit der Zeit des Home Offices, ihren Status als Festangestellte. Immer mehr Menschen möchten den Arbeitsplatz wechseln. Und ebenso steigt die Anzahl der eher kürzeren Arbeitsverhältnisse unter Menschen, die in Zukunft eher freiberuflich oder zumindest freier arbeiten möchten.

Auch örtlich möchte der Mensch ungebundener sein. Vielleicht auf dem Land oder gar im Ausland arbeiten - und sei es nur für eine gewisse Zeit.

Wie wirkt sich das auf die Räume aus? Chefs sitzen immer öfter in der Fläche, also irgendwo zwischen den Mitarbeitern. Silos werden weiter aufgelöst. Hierarchieebenen erübrigen sich mehr und mehr.

Chefsessel, die ergonomisch wertvoll sind, sind für alle Mitarbeiter erstrebenswert. Aber auch die Chefsessel haben sich verändert: sie sind flexibler, schneller einstellbar, kein Statussymbol mehr, immer öfter auf Rollen und flexibel.

Der Kunde wird zum Co-Trainer
Früher war der Kunde König. In den letzten Jahren rückt immer mehr der Mensch an sich in den Mittelpunkt und damit auch der Mitarbeiter. Immer mehr wurde der Mitarbeitende in Zeiten des Fachkräftemangels und der Wechselwilligkeit der Mitarbeiter zum knappen Gut. Plötzlich wurden in unseren Räumen Materialien eher teurer, wenn es um den Mitarbeitenden ging.

Aber benötigen wir im Unternehmen nicht beides, zahlende Kunden und gute Mitarbeiter? Auch Kunden finden es super genial, wenn unsere Firmen schöne Bürokonzepte und ansprechende Räume haben. Diese sorgen für höhere Kundenbewertung und auch dafür, dass sich Geschäftsbeziehungen weiter entwickeln können.

Mit dem Rücken des Kunden in den Mittelpunkt, MÜSSEN sich förmlich die Silos in Unternehmen auflösen. Zumindest wenn der Kunde eine nahtlose Customer Experience haben soll, geht es gar nicht mehr anders. Und das ist gut so.

Smart Office 2.0
Digitalisierung hat durch die Pandemie einen großen Boost erlebt. Nun rücken auch AI und IOT, sowie Maschine Learning immer mehr in die Offices ein.

Schließlich bietet uns die Sensorik in Büroräumen den Komfort der Buchbarkeit, sowie die Analysemöglichkeiten bezüglich der Nutzung. Die daraus resultierenden Ergebnisse sorgen wiederum dafür, dass sich unsere Arbeitswelt weiter verbessert und verschönert.

Für 2020 sagte das McKinsey Global Institut (MGI) voraus, dass ein Drittel unserer Aktivitäten im Arbeitsleben automatisiert sein könnten.

Vor Smart Office muss man keine Angst haben, schließlich hilft die Sensorik uns weiter. Sie sagt uns, wann es Zeit ist, sich zu bewegen. Sie ist auch für das Unternehmen gut, denn dieses spart bei Strom, Wasser, Reinigung und Müll. Für unsere Umwelt also ein Riesengewinn. Außerdem erhöhen wir die Effizienz im Unternehmen.

Revival der kleinen Räume und großen Meetingflächen
Hybrides Arbeiten sorgt dafür, dass sich unsere Tätigkeiten auf verschiedene Orte verteilen. Dennoch kommt es zu Überschneidungen. Man stellt fest, dass heute schon kleine Cubes oder Kabinen fehlen, in welchen es möglich ist, alleine, zu zweit oder auch sich in kleinen Gruppen zu Videokonferenzen oder virtuellen Meetings zusammen zu finden.

Es gibt viele Veränderungen, die in Räumen spannend sind und die zurzeit Aufwind bekommen. So hat man früher einen riesengroßen Meetingtisch in Konferenzräume gestellt. Dort mussten nur noch Stühle zwischen Wand und Tisch passen.

Heute ist das ganz anders. Man möchte Wände beschreiben, bepinnen, man springt auf und arbeitet an der Wand, erklärt Sachverhalte. Menschen brauchen mehr Raum, sind interaktiver. So werden die Tische kleiner, flexibler, die Wandfläche wird mit einbezogen und mit allen möglichen Arbeitsmodalitäten ausgestattet. Alles auch hybrid nutzbar, versteht sich.

Mittelstand goes Multispace
Unser sehr sympathischer und leistungsfähiger deutscher Mittelstand hat längst erkannt, dass attraktive Arbeitsumfelder wichtig sind, um die Spezialisten zu halten und neue, attraktive Talente zu finden.

So werden aktuell zum Beispiel große Hallen in innovativen Firmen umgebaut. Gerade diese profitieren von der Innovationsfähigkeit und dem Know- how Transfer, der durch dieses Neue Arbeiten entsteht.

Multi Space, sprich, dass jemand genau den Platz findet, den er zur derzeitigen Aufgabe benötigt, rückt in den Mittelstand und dessen Arbeitsräume ein. Damit erhöhen sich die Effizienz und auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter.

In vielen Bereichen, von denen man zunächst dachte, dass sie kein flexibles Arbeiten ermöglichen können, haben wir unter Corona gelernt. So konnten viele Barrieren entsorgt werden. Dies spiegelt sich selbstverständlich konsequenterweise auch in den Räumen wieder.

Kommunikation & Change sind wichtiger als Möbel
60 % der Tätigkeiten in Büroumfeldern sind heute kommunikationszentriert. Tendenz steigend.

In der Vergangenheit ging es leider immer nur darum, schicke Möbel in tolle Räume zu stellen. Nun hat man gemerkt, dass die Kommunikation gar nicht alleine von der Schönheit der Möbel beeinflusst wird. Kommunikation und Kollaboration entsteht dann, wenn Menschen zusammen kommen, eine gewisse Flexibilität erleben und wenn zur Kommunikation motiviert wird.

So werden Möbel heute immer mehr zu Tools, die genau dies ermöglichen. Nicht durch reine Schönheit und Design, sondern vor allem duch Funktionalität und Flexibilität.

Man sollte sich zunächst um die Strategie, die Kultur, die Kommunikation und die Arbeitsweisen kümmern, bevor man überhaupt über neue Arbeitsräume nachdenkt. Diese Einsicht sorgt dafür, dass die Qualität und die Langlebigkeit unserer Arbeitsumfelder nach vorne gepusht wird.

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Catering = Meeting Katalysator
Die besten Partys finden immer in der Küche statt. Während der Pandemie haben wir gemerkt, dass wir soziale Wesen sind und dass wir den Austausch mit unseren Kollegen benötigen. Wir wissen, dass wir zu Kommunikation und Kollaboration doch ins Office gehen sollten. Was liegt da näher, als die Küche für solche Möglichkeiten zu nutzen. Die klassische Küche erlebt ein voluminöses Revival und wird riesengroß.

Es ist erwiesen, dass Menschen motivierter sind, wenn sie leckere Dinge essen, während sie sich treffen. So kommt aus den USA eine Strömung, die über Catering und spezielle Kochkurse, Kochevents heute Kollaboration bereichert und forciert.

Dies ist spannend, da ja schließlich die besten Ideen an der Kaffeemaschine entstehen. Darum ist es nun so interessant, Menschen wieder zurück ins Büro zu locken. Ideen und daraus entstehende Innovationen sind der Treibstoff der Unternehmen.

Mehr Storytelling in Bau und Räumen
Auch Firmen stehen immer mehr zu dem, was sie tun und tragen das nach außen. Dies bedeutet, dass Storytelling ein immer wichtigerer Bestandteil der Unternehmensstrategie wird. Klar, das manifestiert sich auch in den Räumen.

Wie macht man das? Nicht mehr, in dem man prunkvolle Lobbys baut und furchteinflößende Macht demonstriert, sondern indem man Menschen in den Mittelpunkt stellt. Auch die Transparenz wird im Raum sichtbar gemacht und ist Teil der Story. So stehen weniger Wände immer mehr für Modernität und Offenheit. Aber es gibt immer zwei Seiten der Medaille.

In vielen Bereichen von Unternehmen ist es gar nicht möglich, ohne Rückzugsräume zurecht zu kommen. Ausnahmen bestätigen also die Regel.

Sehr offene Konzepte, ob in alten Lagerhallen oder frisch gebauten smarten Gebäuden, spiegeln die Philosophie eines Unternehmens wider. Wer hipp sein will, darf sich nicht verschließen, weder hinter Türen noch hinter Zahlen.

Hubs kommen mit Wucht
Die meisten Trends wurden durch Corona katalysiert. Bei den sogenannten Hubs sprechen wir schon eher von einem Flächenbrand. Start- ups schießen aus dem Boden, die zeigen, wo man überall arbeiten kann: im reinen Hub, im Coworking, im Cafe oder vielleicht in einer Hotellobby.

Firmen stellen Flächen zur Verfügung, um Coworking durch Externe zu ermöglichen. Dorf- und Stadtbüros rücken in den Brennpunkt der Begehrlichkeiten vieler Mitarbeitenden, die keine langen Strecken mehr fahren und trotzdem Kollegen treffen möchten.

In manchen Firmen hat sich die Nachfrage in 2021 nach flexiblen Büroflächen verdoppelt. Auch für die Arbeitgeber ist das gut. Unternehmen können dabei gleichzeitig sparen und auf die Wünsche der Mitarbeiter eingehen. Die Preise der Peripherie sind viel erschwinglicher, als die teuren Innenstadtlagen.

Interessant ist, dass sich das Streben in die Provinz immer mehr erhöht. Egal ob zum Wohnen oder zum Arbeiten.

Das Gesamtbild der Zukunft
Die größten Einflüsse auf unsere heutigen Arbeitswelten sind immer noch die Folgen der Pandemie und die rasanten technologischen Entwicklungen.

Am Rande darf man aber nicht vergessen, dass es genauso um die Diskussion zwischen lokal versus global geht und das große Thema der Nachhaltigkeit über allem steht.

Fast alle Trends sorgen für einen weiteren Push von Shared- Desk-Konzepten, bei welchen es keine fest zugeordneten Arbeitsplätze mehr gibt. Dies kann nur damit einhergehen, das Vorhänge, Rückzugsräume und viele Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden. Multispace kommt in vielen Firmen endlich an.

Ziel kann es heute aber nur sein, Menschen zu stärken und ihnen attraktive Umfelder zu bieten. So können auch Unternehmen innovativer und erfolgreicher werden. Positives Denken zu verströmen und vor allem die Flexibilität zu ermöglichen, die wir heute in allen Bereichen und allen Lebenslagen benötigen, macht uns dabei das Leben leichter und bringt uns nach vorne.

 

Susanne Busshart, SBCdigital, Idstein, Januar 2022